Die Zwei Lindenbäume

lensomm.jpg (49839 Byte)
von Kalle Kauth
illustriert von Wolfgang Trost
Alsweiler Gedichte    Lindenbäume

lindenbaeume8.jpg (423240 Byte)

Alt und doch gegenwärtig:                                 Kalle Kauth

Die zwei Lindenbäume

Ein Weg, den die Menschen früher gegangen,
der "Wännelsterweg", er führt steil hinauf,
die alte Straße, um nach St. Wendel zu gelangen:
der Weg in die Ferne nahm hier seinen Lauf.

An diesem Wege, vor Winterbachs Höhen,
stehen zwei Wächter vor unserem Ort.
Groß und mächtig sind sie zu sehen,
stehen fast 300 Jahre dort.

Ein Wahrzeichen uns, die zwei Lindenbäume,
ein Teil unserer Heimat, unseres Sein'.
Haben wie wir vielleicht Wünsche und Träume,
entsprangen als Keimlinge, waren winzig und klein!

Sie wuchsen beharrlich in Kummer und Freud',
stehen am Wege, wie um uns zu belehren,
sprechen als Zeugen einer alten Zeit,
Vorbilder, die Tiefe in uns zu nähren.

Bei ihnen ist die Gegenwart beständig
von alter Zeit durchdrungen.
Sind nach all den Jahren noch lebendig,
dies' Geschenk der Natur, es ist gelungen.

Sie blicken in die "Merschbach" und hinüber zum "Schachen",
besehen sich unser menschliches Tun,
hören uns weinen und hören uns lachen,
sehen unsre Arbeit und auch unser Ruh'n.

Gehst, Mensch, du, vorbei, dann entsage der Hast,
verweile, um näher sie zu besehen,
geh' hin zu den Bäumen, gönn' dir die Rast,
lerne ihre Welt zu verstehen.


Schau zu ihnen empor, bedächtig und stille!
Du wagst zu atmen kaum,
erkennst ihr Wesen, ihre Überfülle,
wirst enthoben von Zeit und Raum.
In dir werden Bilder heraufbeschworen,
du siehst sie verschwommen, ahnend nur,
es sind Teile von dir, noch nicht verloren,
du findest dich selbst, deiner Heimat Spur.
Von den Linden berührt dich ein sanftes Wehen,
kühlt dir die brennenden Augenlider,
du rufst ihnen zu, bereits im Gehen:
"Freunde, ihr Linden, wir sehen uns wieder".

Sie sind schon alt, die zwei großen Linden,
stehen lange schon über'm Alsweiler Tal.
Trotzten beständig den tobenden Winden,
erlebten wie wir sicher Freude und Qual.
Sahen den Wandel von Menschen und Straßen,
wachten stets über diese Gemeinde.
Lernten wir Menschen, wie sie nie zu hassen,
wüssten wir , was die Linden vereinte!

Das Geheimnis der Linden, es wird niemals klar,
die Natur wird dies' Rätsel preis uns nicht geben:
Sind sie Geschwister, oder sind sie ein Paar,
haben wie wir gefühlt sie im Leben?
Einst haben die beiden sich hier gefunden,
wuchsen fest dort in Hitze und Eis.
Kennen keine Tage, keine Stunden,
geschaffen für die Ewigkeit, wer weiß?

Sind wir einst alt, sind gar nimmer da,
schauen die Linden wie stets über's Tal,
denken daran, was hier alles geschah,
erinnern sich: "Es war einmal ...".
Sprechen gar Worte, sie klingen weit,
der Wind trägt die einzelnen Buchstaben fort:
"Gott schenke uns eine gute Zeit,
uns Linden und dem Alsweiler Ort!"

CD-Text

Alsweiler Gedichte

Die Lennebäm - von Raimund Kirtz