Laudatio von Winfried
Maurer Herzlichen Glückwunsch zum
Erwerb dieser CD, die in ihrer Art wahrscheinlich einzigartig
ist. So viele Informationen und Bilder rund um den kleinen Ort Alsweiler gab es wohl noch
nie zuvor auf einer CD-Rom. Doch wie kam es zu diesem neuen
Informationsmedium. Begonnen hat alles, als Apotheker Thomas Jung,
Leiter der Mauritius- Apotheke in Alsweiler und
Hersteller des bekannten Beinwohlgels, kurz vor der Jahrtausendwende im Jahre 1995
beschlossen hatte, die Mauritius - Apotheke im Internet zu präsentieren. Das Internet,
das damals seinen konsequenten Siegeszug durch Europa antrat, war zu dieser Zeit den
meisten Menschen noch ein Buch mit sieben Siegeln. Apotheker Jung erkannte schon früh das
enorme Potential dieses neuen Mediums, konnte
es doch die Informationen in Sekundenschnelle quer über den ganzen Globus transportieren. Nachdem sich der sympathische Apotheker in
mühsamer Kleinarbeit in die Erstellung von Internetseiten eingearbeitet hatte - die
Programme zur Erstellung der Seiten waren damals meist noch sehr unpraktisch - entstanden
noch im gleichen Jahr die ersten Seiten der Mauritius Apotheke im Web. Daneben erstellte
Herr Jung einen Apotheken-Index, in den die Adresse jeder im Internet vertretenen Apotheke
aufgenommen werden kann. So entstand schließlich das Aweb, eine bis auf den heutigen Tag von
Apothekern bundesweit gerne genutzte kostenlose Informationsbörse. War Apotheker Jung bis
dato wohl der einzigste im Web vertretene
Geschäftsmann der Großgemeinde Marpingen, so war er nun in eine neue Stufe eingetreten - die eigene Domain. Dies war zu dieser Zeit keineswegs
selbstverständlich, was zum Teil an den damaligen Preisen zur Registrierung der Domain
und für den Speicherplatz im Web lag. Mit diesem Grundgerüst ausgestattet,
war es für den engagierten Apotheker selbstverständlich, auch den Ort Alsweiler ins
Internet zu bringen. Seit er 1990 -
unter großer Zustimmung der Bevölkerung - den Mut hatte, seine Apotheke in dem kleinen
Dorf Alsweiler zu gründen, war er stets bemüht, sein Wirken sowohl der Gesunderhaltung
seiner Kunden als auch der Förderung des Ortes Alsweiler in seiner Gesamtheit zu widmen.
Neben der Entwicklung des weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten Beinwohlgels unterstützt er stets die ansässigen Vereine und
erstellte sogar ein noch heute häufig verwendetes Telfonverzeichnis nur für den Ort -
alles getreu seinem Motto "Gut für unser Dorf". Schnell entstanden die ersten
Alsweiler-Seiten, die unter der Internetadresse http://www.aweb.de/alsweiler
abrufbar sind. Zügig wurden diese von Apotheker Jung, der seither weit über 1500 Stunden
seiner Freizeit in das Projekt steckte, ausgebaut. Nach einigen allgemeinen Informationen
zu Lage und Geschichte entstanden
Auflistungen ortsansässiger Firmen und Vereine , gefolgt von den Attraktionen und
Sehenswürdigkeiten des Ortes. Früh schon verstand es Apotheker Jung die Menschen mit
eindrucksvollen Bildern rund um Alsweiler zu bannen. Stetig wuchs nun die Zahl der Gäste
auf den Alsweiler-Seiten, was durch den eingerichteten Zähler dokumentiert wurde. Im Gästebuch finden sich
viele Einträge von Menschen rund um den Globus, die sich dafür bedanken, daß sie sich
hier ein Stück Heimat in die Fremde holen können . Viele Vereine sind mittlerweile mit
auf den Seiten vertreten- für sie alle hat Herr Jung kostenlose Homepages erstellt, wo
sich der interessierte Benutzer über die Vereinsaktivitäten informieren kann. Ein
Diskussionsforum wurde eingerichtet und wird seither rege genutzt. Man findet praktisch
alles rund um Alsweiler, angefangen von A wie Adressen über K wie Alsweiler Künstler bis V wie Vereine. Wichtig ist für Apotheker Thomas
Jung auch das Einbinden der Bevölkerung in die Auswahl
der Themen. "Ich erstelle Seiten für die Menschen, denen Alsweiler am Herzen liegt
" Und das sind einige, wie die vielen tausend Aufrufe der Seiten belegen. Es ist
wahrscheinlich derzeit einmalig, wie sich ein kleiner Ort hier im Internet präsentiert -
nur so ist auch die rege Aufmerksamkeit von Presse und Rundfunk zu erklären, welche die
Alsweiler Seiten als außergewöhnliche Präsentation hervorheben. Im Besonderen ist hier
der Artikel von Klaus Brill zu nennen, der Anfang 1999 in der Samstagsausgabe der
bundesweit erscheinenden Süddeutschen Zeitung abgedruckt war. Wie dort nachzulesen,
plante Thomas Jung seit 1998 auch eine CD-Rom, da das Medium Internet vielen Menschen noch
verschlossen ist. Auf dieser CD ist die gesamte derzeitige Internet-Präsentation,
mit vielen Bildern rund um die Gemeinde Marpingen und Alsweiler zum Offline-Lesen
verfügbar. Die CD ist ein Muß für jeden Alsweiler und das ideale Geschenk - ein Gruß aus Alsweiler. Die Präsentation hat schnell recht
große Dimensionen angenommen. Seit 1996 ist Herr Jung Inhaber der
Domain Alsweiler.de, die er auch auf Zusage seitens der Gemeinde auf Dauer behalten kann.
Die Gemeinde würdigt so seine Verdienste um
die Gemeinde Marpingen, welche seit Mitte des Jahres 1997 mit an Bord ist. Die Texte zu
Marpingen wurden freundlicherweise von der Gemeinde Marpingen zur Veröffentlichung
bereitgestellt . Gemeinsam mit der Gemeinde und
der neuen Alsweiler Firma VaDeMiAs - Internetservices, wird nun auf Anregung
von Herrn Jung auch die Präsentation der weiteren Gemeindeteile stetig ausgebaut, wobei
auch hier das bewährte Konzept beibehalten wird - viele interessante Bilder, Kontaktforen
und weitere interaktive Bestandteile. Gleichzeitig wird durch die Firmen-Neugründung dem
Trend entgegengewirkt, daß der Ortsteil Alsweiler ständig weiter Geschäfte und Firmen
verliert. Die meisten Besucher der
Alsweiler-Seiten sind sehr erstaunt wenn sie erfahren, daß dieses Mammutprojekt nur durch
einen einzigen Mann- Apotheker Thomas Jung- ins Netz gespeist wird. Alle
Seiten wurden von ihm selbst in vielen Stunden seiner freien Zeit erstellt. Er finanziert
die Internetkosten und setzt sich beharrlich für sein Projekt bei Vereinen und Gemeinde
ein. Mit Fug und Recht kann behauptet werden, daß Apotheker Jung die Internetaktivitäten
in unserer Gemeinde beschleunigt hat. Mittlerweile haben viele Bürger eigene Homepages
und politische Parteien führen lokal Wahlkampf auf ihren Internetseiten. An dieser Stelle
sei dem bescheidenen Apotheker Jung ausdrücklich für sein Engagement und die bewiesene
Weitsichtigkeit gedankt. Er kann als Vorreiter, Vordenker - ja als Erfinder - einer neuen
Art von Gemeindepräsentation gesehen werden.
Seine Ideen werden vielfach aufgegriffen und führen so zum Erfolg vieler Internetseiten. Winfried Maurer im Juli 1999 Alsweiler im Internet : www.alsweiler.de
Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 30.01.1999Das globalisierte DorfAlsweiler hat 2400 Einwohner und ist mit 2000 Dateien im Internet präsent zu sehen ist unter anderem der Musikverein Es war der Apotheker, der die Sache in die Welt gesetzt hat. "Alsweiler goes Web" und "Alsweiler goes World", stand eines Tages im Internet unter der Adresse http://www.aweb.de/alsweiler zu lesen, und wer immer mit dem Namen Alsweiler etwas anfangen konnte, rieb sich verblüfft die Augen. Alsweiler ist nämlich keine Metropole, die den Erdball in Erregung versetzen könnte, sondern ein deutsches Dorf wie viele andere; es hat 2400 Einwohner und liegt im saarländischen Landkreis St. Wendel. Und doch saßen Menschen in Bamberg, Magdeburg und Berlin, in Österreich, Schweden, Israel und Italien vor dem Bildschirm und staunten, daß da im World Wide Web unversehens Nachrichten und Photos aus ihrer alten Heimat auftauchten, betreffend etwa den Alsweiler Musikverein, die Dorfkirmes des Jahres 1964, das restaurierte bäuerliche Fachwerkhaus von 1712 und den Computerclub (der ist von 1997).Auch der Apotheker war zu sehen im weißen Kittel: Thomas Jung, 35 Jahre alt, ein offenbar sehr unternehmungslustiger Mensch. Nachdem er 1990, aus dem saarländischen Niederkirchen kommend, in Alsweiler die Mauritius-Apotheke eröffnet hatte, umwarb er seine Kundschaft mit einem Alsweiler Hustenbonbon und einem patentierten Gel mit dem schönen Namen Beinwohl . Da Jung seit Jugendjahren ein Computer-Freak war, warf er sich auch auf das Internet und ließ sich eine Domain reservieren, auf der er einen deutschen Apotheken-Index erstellte. Dann kam ihm die Idee, auch Alsweiler ins Netz zu heben, im August 1997 erstellte er die ersten Seiten. Mittlerweile ist das Projekt auf mehr als 400 Unterverzeichnisse mit 2000 Dateien angewachsen, auch die Resonanz stieg in jüngster Zeit steil an, und exemplarisch erhellt sich damit eine bisher kaum beachtete Dimension des Internet: das Globalgeflecht der Telephondrähte und Computer erlaubt nicht nur die weltweite Kommunikation, sondern ist auch bestens geeignet als lokales Informationsorgan. Nicht nur das Weiße Haus und der Vatikan sind von jedem Telephon der Welt aus zugänglich, auch im kleinsten Winkel lassen sich auf neue Art Nachrichten verbreiten und Kontakte knüpfen. Es ist Gründerzeit wie zu Anfang der Gutenberg-Ära, nie zuvor in der Geschichte war es für ein Dorf so einfach und so billig, an ein Massenmedium zu kommen, das so vieles in einem sein kann: Heimatbuch und Heimatzeitung, Photoalbum, Dorfarchiv, lokale Enzyklopädie, Gewerbeforum, Vereinsschaukasten, Anschlagsbrett, aktuelles Diskussionspodium und zu alledem ein Schaufenster in die weite Welt. "Plattform für die Bürger" Gewiß sind Online-Aktivitäten von Kommunen keine Neuigkeit mehr. Seit vor zwei Jahren auch in Deutschland das Internet zu boomen begann, haben große Städte, aber auch tausende mittlere und kleinere Orte sich im Web postiert, die Listen in den einschlägigen Suchmaschinen sind ellenlang, gerade auch im Saarland. Wer hinsurft, merkt jedoch sehr rasch: fast immer sind es Kommunalbehörden, Tourismus-Manager oder Firmen, die informieren und werben, es grüßt der Bürgermeister mit Bild und Brief. Nur selten haben sich die Bürger des neuen Mediums bemächtigt. Insoweit dürfen sich Thomas Jung und die übrigen Alsweiler Internet-Aktivi-sten durchaus ein wenig als Pioniere fühlen. "Ich will eine Plattform für die Bürger machen", sagt der junge Mann, im Nachtdienst-Zimmer seiner Apotheke vor dem Schirm sitzend, "dieses Konzept habe ich sonst noch nirgends gesehen. Ich wäre froh, wenn sich jemand meldet, der etwas Ähnliches macht." Thomas Jung tritt bei dem Alsweiler Internet-Projekt als Webmaster und Sponsor auf, er bringt die einschlägigen Gebühren auf und hat dafür die Seiten mit seiner Apothekenwerbung bestückt. Die Bürger rief er zur Mitarbeit auf und erbat etwa die Einreichung von Photos. Erste Antworten sind eingetroffen, und so sind nun Aufnahmen aus einem Alsweiler Schulsaal des Jahres 1954 zu sehen, ferner Gruppenbilder ganzer Schuljahrgänge, Photos von Krippen- und Specksteinausstellungen und abgelichtete Gemälde von Hobby-Künstlern. Auch örtliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe wurden aufgelistet; eine Querverbindung zur Großgemeinde Marpingen, zu der Alsweiler gehört, verschafft detaillierte Auskunft auch über die anderen Ortsteile und über Kommunalprobleme, von A wie Abfallberatung über L wie Lohnsteuerkarte bis Z wie Zahlungen; der jeweils zuständige Gemeindebeamte wird mit Telephondurchwahl und Zimmernummer genannt. Es finden sich der Notdienst ebenso wie ein Verzeichnis der bisher 46 Alsweiler Online-Surfer, und mit vielen bunten Hennen präsentiert sich der Geflügelzuchtverein. Alsweiler hat im ganzen rund 35 Vereine, 27 bilden eine Vereinsgemeinschaft, deren Vorsitzender Anton Rauber, ein Unternehmensberater, die Sache mit dem Internet von Anfang an für "eine gute Sache" hielt. Man arrangierte einen Vortragsabend mit dem Apotheker Jung, der das Internet dabei wie im Internet natürlich nachzulesen mit einem Lexikon verglich. Im Brockhaus, sagte er, sei Alsweiler nicht zu finden, das Internet sei aber größer und billiger und biete unbegrenzten Platz zur Selbstdarstellung. Nur zehn Vereine zeigten Interesse, manche Zuhörer, so die Vertreterin des Müttervereins, hatten vom neuen Medium noch nichts gehört. Im Wirtshaus Trapp kam es zu einem Bierdisput über die Existenz eines Bibelzitates ("Laß die Toten ihre Toten begraben"), und ein Internet-Enthusiast konnte zur Verblüffung der Beteiligten den Streit problemlos klären, weil er das Zitat (Lukas 9,60) in einer Predigt des Pfarrers von Weinsberg in Württemberg fand, die ebenfalls im Internet hing. Man sieht, die Sache dehnt sich auch auf lokaler Ebene in unendliche Verzweigungen, die Entwicklungsmöglichkeiten sind unbegrenzt. Auch das Alsweiler Projekt steht erst am Anfang, "eine Baustelle wird das immer bleiben", sagt Thomas Jung. Er hat die Vereine aufgerufen, ein Vereinsporträt einzureichen, und er opfert Woche für Woche um die zehn Stunden seiner Freizeit, um Texte und Bilder in die Computer zu laden, kostenlos, es sind schon mehr als 20 Megabyte. Noch gibt es außer Begeisterung auch Desinteresse, aber Ortsvorsteher Peter Ohlmann (SPD) ist überzeugt: "Wenn das mal bekannter ist, wird das Furore machen." Es macht schon, jedenfalls bei solchen Bürgern, die vor Jahren das Heimatdorf verlassen haben und in der Umgebung, in anderen Teilen Deutschlands oder auch im Ausland leben. Ortsvorsteher Ohlmann schätzt ihre Zahl auf 300 bis 500, und eine ganze Reihe von ihnen hat sich inzwischen im Internet-Gästebuch eingetragen. "Im Cyberspace ein Stück Heimat", staunte ein Informatiker aus Berlin. In anderen Kommentaren war "super" ein oft gebrauchtes Wort, eine Frau aus dem Nachbarort Winterbach war schier fassungslos über die Alsweiler Neuheit. Und quer durch Europa wurden via e-mail Verbindungen aufgefrischt, die seit langem ruhten. Das Ende der Abgeschiedenheit Das Beispiel Alsweiler belegt mithin: die Geographie ist nicht mehr schicksalhaft wie ehedem, mancher Unterschied zwischen Stadt und Land wird im Internet planiert, eine bestimmte Art der Abgeschiedenheit kommt an ihr Ende, und mit ihr das Dunkel und die Diskretion, die von ihr bedingt waren. Die Globalisierung des Dorfes, eingeleitet durch das totalitäre Medium Fernsehen, setzt sich fort mit dem Internet, das die Beteiligung des Einzelnen verlangt und ermöglicht, und die Zukunft hält weitere Revolutionen bereit. Kulturelle und ökonomische Initiativen jeder Art sind denkbar, neue Kontakte und neue Arbeitsplätze werden entstehen, auch im Dorf. Thomas Jung hat auf dem PC bereits die Kamera fürs Bildtelephon stehen, der virtuelle Dorfspaziergang ist technisch machbar, samt Rundblick und Straßenlärm, und eines Tages könnte rund um den Globus der Mandolinenverein Alsweiler mit Vivaldi zu hören und zu sehen sein. Auch Heimatforschern tut sich eine neue Bühne auf. Der Apotheker plant Interviews mit alten Menschen über ihr Leben im ablaufenden Jahrhundert, und mit dem neuen CD-Brenner, den er jüngst gekauft hat, will er einmal die ganze Alsweiler Cyber-Sammlung auf Scheibe bannen und der Apotheken- Kundschaft zu Weihnachten verehren das Heimatbuch des dritten Jahrtausends rollt an. Nicht zuletzt könnte die dörfliche Demokratie profitieren. Alsweiler hat ein Debattenforum bekommen, in dem man seine Meinung zu kommunalen Fragen sagen kann, etwa zum neuen Verkehrskreisel. Das Echo ist vorerst sehr gering, und eine regelrechte Quasselecke, von Eingeweihten Chat-Forum genannt, ist gar nicht erst vorgesehen. "Dafür sollen die Leute weiter in die Kneipe gehen", sagt der Apotheker, "live leben ist besser als Internet-Chat." KLAUS BRILL |